100 Jahre internationaler Frauentag

Veröffentlicht am 11.03.2011 in Arbeitsgemeinschaften

„Her mit dem ganzen Leben,
Brot und Rosen“,

so fasst ein Lied aus den USA den Forderungskatalog der Frauenbewegung, deren Anfänge bis in die Revolutionsära von 1848 zurückgehen, zusammen.

„Her mit dem ganzen Leben,
Brot und Rosen“,
so fasst ein Lied aus den USA den Forderungskatalog der Frauenbewegung, deren Anfänge bis in die Revolutionsära von 1848 zurückgehen, zusammen.
Sind davon nur die Rosen übrig geblieben, die am 8. März verteilt werden, an dem Tag, der 1977 von der UN-Generalversammlung als internationaler Frauentag anerkannt wurde? Oder lohnt es sich auch heute noch, auf die „Frauenfrage“ aufmerksam zu machen?
Diese Frage hat sich vielleicht so manche(r) Senior(in) während des Referats von Frau Dr. Christl Ziegler von der Frauenwerkstatt Reutlingen gestellt, als sie auf dem monatlichen Treffen der AG SPD 60 + die Geschichte der Frauenbewegung vorstellte.
Aus heutiger Sicht ist es obsolet, zwischen der bürgerlichen, meist von Lehrerinnen getragenen, und der proletarischen Frauenbewegung, deren Ziel die Änderung der politischen Verhältnisse allgemein und im Besonderen der Kampf um das Frauenstimmrecht war, zu differenzieren. Diese Unterscheidung ist nur noch von historischem Interesse. Für uns Heutige geht es beim Frauentag um eine Kultur des Erinnerns – an Frauen, die – auf verschiedenen Feldern - letztlich alle um die Gleichberechtigung der Frauen gekämpft haben.
Baden war das erste deutsche Land, das Frauen zur Immatrikulation zuließ; die erste praktizierende Ärztin war Franziska Tiburtius (1843-1927); Hedwig Dohm (1833-1919), die Großmutter Katja Manns, forderte als erste deutsche Frau das Frauenwahlrecht, das den Frauen dann 1918 vom Rat der Volksbeauftragten zugestanden wurde, aber noch während der Diskussionen im Parlamentarischen Rat, der das Grundgesetz der neu erstandenen Bundesrepublik Deutschland von 1949 verfasste, hat nur eine der 4 so genannten „Mütter des Grundgesetzes“, nämlich die Juristin Elisabeth Selbert, mit Vehemenz die Gleichberechtigung eingefordert, und nur ihr ist der für uns heute selbstverständliche Artikel 3.2. des Grundgesetzes zu verdanken, der kurz und knapp feststellt: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“, weltweit gesehen, immer noch keine Selbstverständlichkeit!
Das Andenken an Frauenrechtlerinnen im Raum Stuttgart, Reutlingen und Tübingen, halten zumindest noch einige Gebäude und Orte wach:
die Kulturstätte der Stuttgarter Arbeiterbewegung, das Waldheim Sillenbuch, trägt den Namen Clara Zetkins, die auf der II. Internationale 1889 in Paris die Arbeiterinnenbewegung offiziell an die Sozialistische Bewegung angebunden hatte; von den Gemeinderätinnen Laura Schradin und Elisabeth Zundel eingeladen, sprach sie auch in Reutlingen, in der „Bundeshalle“; 1933 eröffnete sie als Alterspräsidentin den letzten frei gewählten Reichstag der Weimarer Republik;
berufsbildende Schulen in Hockenheim und Wiesloch erinnern an die Schriftstellerin und Lyrikerin, die „Lerche des Völkerfrühlings“, Louise-Otto-Peters;
an Mathilde Webers soziales Engagement für die Altersversorgung alleinstehender Frauen erinnern die Weberstraße, das Mathildenstift und die Schule für ErzieherInnen in Tübingen;
Laura Schradin, SPD- und Gewerkschaftsmitglied und eine der ersten weiblichen Landtagsabgeordneten im württembergischen Landtag (1919-1924) und Gemeinderätin in Reutlingen (bis 1925), 1935 zu 2 Monaten Haft verurteilt, lebt weiter gerade auch im Leitbild des gleichnamigen Reutlinger Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums mit Berufsfachschule:
“Wir bereiten die SchülerInnen auf das politische und gesellschaftliche Leben vor, indem wir ihre Urteils- und Entscheidungsfähigkeit stärken sowie demokratische und solidarische Verhaltensweisen fördern.”
Angesichts weltweiter Gewalt gegen Frauen (Vergewaltigung, Genitalverstümmelung) und Unterdrückung (fehlende Schulbildung, Kinder- und Zwangsheirat) ist der internationale Frauentag auch heute noch aktuell, nach dem Motto der Vereinten Nationen 2009:
“Women and men united to end violence against women and girls.”

Angela Madaus 2011-03-09

 

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