Thilo Sarrazins Bestandsaufnahme

Veröffentlicht am 24.09.2010 in Ortsverein

Der Ortsverein setzte sich am 22.9.2010 mit den vom Bundesvorstand inkriminierten Thesen Thilo Sarrazins auseinander

Einstimmiger Beschluss nach intensiver Diskussion:

1. Wir wünschen uns, dass Sarrazins Thesen ohne Vorverurteilung diskutiert werden und auf seine sehr konkreten und detaillierten Vorschläge zum Thema "Integrationsproblematik" und "Armut" in der Bundesrepublik eingegangen wird.
2. Das Parteiordnungsverfahren soll deshalb vorläufig ausgesetzt werden.

Grundlage der Diskussion:
Thesen (und Widersprüche) bei Sarrazin
• Wenn türkische Immigranten Integrationsprobleme haben, liegt es an ihnen selber. (59)
• Sinkende Integrationsbereitschaft muslimischer Migranten (262)
• Bildungsindikatoren als Belege für Integrationsprobleme angeführt, z.B. Schulabschlüsse (richtig, gilt aber nicht nur für Migranten).
• Die niedrigeren Schulabschlüsse von Migranten hängen hauptsächlich an Sprachproblemen. Der Schlüssel für Integration ist also „zur Hebung aller Begabungspotentiale“ Ganztagesangebote in Schulen und Kitas (229), Sprachförderung (406) und damit Chancengerechtigkeit.
Pauschalisierend und Richtiges mit Problematischem vermischt: der Zusammenhang zwischen Bildungsdefiziten, Vermehrung von Sozialkosten, Verfestigung der Unterschicht wegen reduzierter sozialer Intelligenz als Folge längerer Exklusion, überdurchschnittlicher Vermehrung und dadurch Verdummung der Deutschen (64). (Eher: allgemeiner Intelligenzanstieg gemessen (Lynn, Meisenberg)).
• Deshalb am Fragwürdigsten und Widersprüchlichsten das Kapitel „Intelligenz und Demographie „ (90 ff); aus der Erblichkeit von Intelligenz schließt er ein „ein schichtenspezifisches generatives Verhalten“ (mehr „dumme“ Kinder) mit der Folge einer Verdünnung der Intelligenz, d.h. einer „Entleerung der unteren Schichten von intellektuellem Potential“ (227). Das ist falsch und nicht hinnehmbar. Denn er (aber nicht nur er!) verwechselt und / oder vermischt Bildung und Intelligenz: mangelnde Bildung kann nicht mit mangelnder Intelligenz gleichgesetzt werden.
• (richtig gesehen wird die zunehmende Bildungsferne, auch in der Mittelschicht)
• Richtig: Ausschlaggebend für Erfolg (neben einer gewissen Intelligenz) „Kultur und Wertschätzung des Denkens“ + „Sekundärtugenden“ wie Fleiß, Anstrengungsbereitschaft, also kulturelle, schulische und individuelle Rahmenbedingungen! (vgl.. muslimische Kinder in Niederlanden und im Süden Deutschlands schneiden bei Tests besser ab)
Garantierte Grundsicherung ohne Pflicht zur Anstrengung - Verlust von Sozialkompetenz - Verfestigung der Unterschicht – Abkopplung von der Gesellschaft = Parallelgesellschaft (86), verbunden z.T. mit regionaler Konzentration > Vermischung von Unterschicht spezifischem oder individuell bedingtem Verhalten mit der (Nicht-) Integration muslimischer Migranten
• Lösungsansätze: (-) Selektionsprinzip: Mittel- und Oberschichten sollen mehr Kinder bekommen (246) / Pflicht zur Arbeitsaufnahme / Steuerung der Einwanderung (nur „hoch qualifizierte Experten“ (329) und bessere Integration der bereits Zugewanderten, die unsere Werte akzeptieren müssen (GG)

• Migrantengruppen als solche gibt es nicht! (Gegenthese)
(Vorlage erstellt von Angela Madaus)

 

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